Das Knie ist das empfindlichste Gelenk des Menschen. Es ist das größte und komplexeste Gelenk. Dementsprechend vielschichtig sind auch die Verletzungen und Schmerzen, die am Knie auftreten können. Knieschmerzen entstehen meist durch muskuläre Dysbalancen – wenn also das Verhältnis der verschiedenen Muskelgruppen im Ungleichgewicht ist – oder aber durch eine Abnutzung des Knorpels auf der Kniescheibenrückseite. Abnutzungen des Knorpels entstehen beispielsweise durch anatomische Gegebenheiten, Unfälle, Fehlbelastungen (Laufen auf hartem Untergrund, Übertraining, etc.) oder einer Kombination von dem allem. Im Falle von Knieschmerzen ist eine muskuläre Dysbalance dann gegeben, wenn die Kraftverhältnisse der Kniestrecker auf der Oberschenkelvorderseite und der Kniebeuger auf der Hinterseite unausgeglichen sind.
Durch diese Dysbalance kann das Gelenk nicht ausreichend stabilisiert werden – Schmerzen und Entzündungen sind vorprogrammiert. An der Bewegung des Kniegelenkes sind Knochen, Knorpel, Bänder, Kapsel, Menisken und die Muskulatur beteiligt. Das Zusammenspiel funktioniert nur dann reibungslos, wenn alle Strukturen problemlos zusammenspielen. Durch Fehl- und Überbelastungen kommt es beim Läuferknie zu Schmerzen an der Außenseite. Der Auslöser für die Schmerzen ist eine Sehnenplatte, die vom Becken her an der Außenseite des Oberschenkels zum Schienbeinkopf verläuft (tractus iliotibialis). Diese Oberschenkelsehne verbindet auch den Oberschenkel mit der Kniescheibe.
Beim Beugen und Strecken des Beins gleitet diese Sehnenplatte normalerweise am äußeren Kniegelenkspalt vorbei. Beim Läuferknie ist dieses Sehnenbündel – beispielsweise durch eine falsche Lauftechnik, ungenügende Dehnung vor und nach dem Training sowie generelle Fehlhaltungen und Überbelastung durch Schreibtisch- und Büroarbeit – jedoch verkürzt, daher scheuert er über die das Kniegelenk bildenden Knochen bzw. über den unteren Oberschenkelknochen, anstatt vorbeizugleiten. Dabei wird auch die Kniescheibe nach außen gezogen und reibt dadurch am Oberschenkelknochen. Die strapazierten Gewebe und Strukturen entzünden sich und lösen so Schmerzen aus. Mit zur Entzündungsreaktion gehört, dass die Gelenke anschwellen und warm werden.
Wenn eine Entzündung der Grund für Deine Knieschmerzen ist, solltest Du in jedem Fall mit dem Laufen pausieren. Tu Dir die Ruhe an und kühle die betroffene Stelle mit moderater Kälte (Richtwert: Kühlschranktemperatur). Für eine bessere Durchblutung und weniger Formverlust kannst du im schmerzfreien Bereich alternative Sportarten betreiben. Besonders empfehlenswert sind Radfahren und Schwimmen.
In schwerwiegenderen Fällen sind nicht selten Physiotherapie und eine längere Laufpause notwendig, um die Entzündung abklingen zu lassen und die Muskeln rund um die Kniescheibe zu stärken. Im Anschluss an die Physiotherapie sollte mit einem speziellen Kräftigungsprogramm begonnen werden. Einlaufen vor dem Training sowie ein umfangreiches Dehnprogramm helfen auf längere Sicht, den schlimmsten Schmerzen vorzubeugen. Die erwähnten Maßnahmen kannst und solltest Du allerdings auch schon präventiv einsetzen, um es erst gar nicht zu einer Verletzung kommen zu lassen.
Die Ursachen und Lösungsansätze für Knieschmerzen sind vielschichtig. Neben dem bereits angesprochenen Läuferknie können die Schmerzen auch vom Patellaspitzensyndrom kommen oder eine Kniegelenkarthrose als Ursache haben. Auch ein Meniskusschaden ist denkbar. Wenn du die Schmerzen selbst nicht in den Griff bekommst, lass die Ursache von einem Arzt diagnostizieren und behandeln. Auch das ist allerdings keine Erfolgsgarantie – vielleicht findet der erste und zweite Arzt nicht die Wurzel allen Übels, dafür vielleicht aber der dritte oder vierte!